Donnerstag, 19. Februar 2009

Valmadonna


Der Name Valmadonna klingt alles andere als juedisch, doch dahinter verbirgt sich die wahrscheinlich wichtigste Privatsammlung hebraeischer und juedischer Literatur der Welt, die heute das letzte Mal oeffentlich zu sehen ist, bevor sie bei Sotheby's versteigert wird.
Etwa 13.000 Buecher und Manuskripte umfasst diese beeindruckende Sammlung, darunter auch solche Rarietaeten wie ein niederlaendischer Zeitungsbeitrag zu Schabtai Zvi aus dem Jahr 1666, der Monate vor der Konversion des falschen Messias erschien. Viele Werke sind die einzigen Ueberlebenden von Zwangsverbrennungen juedischer Buecher, wie etwa ein Manuskript aus dem 12. Jahrhundert, das erste auf dem afrikanischen Kontinent gedruckte Buch oder aus Indien stammende juedische Buecher, die in Urdu gedruckt wurden.
40 Million Dollar soll diese Sammlung kosten, und sie darf nur zusammen verkauft werden, da Jack Lunzer, der Besitzer, will, dass eine Universitaet oder Buecherei diese Buecher auch weiterhin der Oeffentlichkeit als Ganzes zugaenglich machen soll. Die New York Times berichtete vor kurzem ueber die Sammlung des 1924 geborenen Lunzer, der eine Villa in der italienischen Stadt Valmadonna besitzt, in der die Sammlung lange aufbewahrt wurde.
Fuer all diejenigen, die nicht wie ich das Glueck hatten, diese Sammlung mit eigenen Augen zu sehen, hier ein Link zum Katalog.

Dienstag, 17. Februar 2009


Das Joint Distribution Committee, besser bekannt als "der Joint", hat eine neue Initiative, um juengere Menschen fuer die Arbeit dieser Organisation zu interessieren. Heute startet eine Serie von informellen Treffen, die die weltweite Arbeit des Joints vorstellt. Themenschwerpunkt des ersten Treffens: Deutschland. Ich bin als einer der Redner eingeladen, und was koennte passender sein als sich im Loreley Restaurant/Biergarten zu treffen?

Donnerstag, 12. Februar 2009

Shanghai


Das National Public Radio (NPR) hat eine interessante Reportage ueber Shanghai gehabt. Dort sollen einige historische Gebaeude im ehemals juedischen Viertel abgerissen werden, um Platz fuer die Strassenerweiterung zu machen. In den 30er Jahren war Shanghai einer der wenigen Orte, der juedische Fluechtlinge ohne Visas aufnahm, und kamen etwa 20.000 von ihnen dorthin und rekonstruierten ihre melancholische Replik von deutsch-juedischer Kultur, darunter auch das Restaurant "Zum Weissen Roessl" (siehe Foto).
Seit ein paar Jahren hat Shanghai auch einigen juedischen Tourismus angelockt, doch der koennte jetzt unter dem Abriss leiden. Eine interessante Diashow zeigt Bilder aus dem damaligen und heutigen Shanghai.

Dienstag, 10. Februar 2009

Old Jews Telling Jokes


Was ist juedischer Humor? Eine neue Website "Old Jews Telling Jokes" illustriert dies mit kleinen Videofilmen, in denen alte Juden und Juedinnen Witze erzaehlen. Nicht immer lustig, aber hat ihren Charm.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Mittwoch, 4. Februar 2009

Das Pogrom von Caracas


Ich erinnere mich, als ich vor Jahren in Caracas Freunde von meinen Vater besuchte, war ich so beeindruckt von dem Land und der juedischen Gemeinde, dass ich einen Beitrag fuer die Juedische Allgemeine schrieb, der mit einem Zitat anfing, das Venezuela als Paradis fuer Juden bezeichnet.
Das ist nun vorbei. Seit etwa zehn Jahren regiert Hugo Chavez das Land, ein gefaehrlicher Demagoge, der nicht nur unberechenbar ist, sondern auch ein sehr guter Freund vom iranischen Praesidenten. Sein antiisraelischer Standpunkt, oftmals vermischt mit antijuedischen Untertoenen, ist daher auch ein Freundschaftsbeweis Richtung Teheran.
Was heisst das konkret? Seit dem zweiten Libanonkrieg hat Venezuela keine Touristenvisas mehr ans Israelis vergeben, in den Nachrichten wird Israel als Schurkenstaat demonisiert, als 2002 ein Militaercoup fehlschlug, beschuldigte Chavez den Mossad hinter diesen "zionistischen Komplott" als ob er gerade die Lektuere der Protokole der Weisen von Zion fertig beendet haette. In seiner Weihnachtsansprache 2005 beschuldigte Chavez "eine Minderheit, ihr wisst schon, diejenigen, deren Vorfahren Jesus ans Kreuz genagelt haben" sich "den Reichtum der Welt unter sich aufteilen."
Chavez Antisemitismus hat ihn viel Ehre in der muslimischen Welt eingebracht, so wurde er 2006 waehrend seiner Visite in Lybien mit dem Gaddafi Preis fuer Menschenrechte (ja, das klingt wie ein Widerspruch an sich), aber auch viele Wirtschaftspartner.
Der letzte Konflikt in Gaza brachte nun einen Hoehepunkt in antijuedischer Rhetorik. Chavez sprach vom "israelischen Barbarentum", nannte die Aktionen in Gaza "Holocaust" und "Genozid". Venezuelas Juden (namentlich einige Rabbiner) wurden als Kindermoerder bezeichnet, da sie Israel nicht verurteilen.
Dies sind nicht verrueckte Demonstranten, die den Nahostkonflikt als Fussballspiel sehen, bei dem man sich fuer eine Seite entscheidet, nein, dies ist der Praesident eines Landes.
Es ueberrascht daher nicht, dass es zu einem Pogrom in Caracas kam. Am Montag besuchte ich eine Demonstration in Solidaritaet mit der juedischen Gemeinde in Venezuela, die nun in Angst lebst, da Daten ueber die Gemeindemitglieder gestohlen wurde.
Am 15. Februar ist ein Referendum darueber, ob Chavez Praesident auf Lebzeit sein kann, etwas, das der Diktator schon lange will. Das letzte Referendum verlor Chavez 2007, und Schuld gab er natuerlich den Juden.
Die Sorge der etwa 12.000 Juden, die noch im Lande leben waechst.