Mittwoch, 4. Februar 2009

Das Pogrom von Caracas


Ich erinnere mich, als ich vor Jahren in Caracas Freunde von meinen Vater besuchte, war ich so beeindruckt von dem Land und der juedischen Gemeinde, dass ich einen Beitrag fuer die Juedische Allgemeine schrieb, der mit einem Zitat anfing, das Venezuela als Paradis fuer Juden bezeichnet.
Das ist nun vorbei. Seit etwa zehn Jahren regiert Hugo Chavez das Land, ein gefaehrlicher Demagoge, der nicht nur unberechenbar ist, sondern auch ein sehr guter Freund vom iranischen Praesidenten. Sein antiisraelischer Standpunkt, oftmals vermischt mit antijuedischen Untertoenen, ist daher auch ein Freundschaftsbeweis Richtung Teheran.
Was heisst das konkret? Seit dem zweiten Libanonkrieg hat Venezuela keine Touristenvisas mehr ans Israelis vergeben, in den Nachrichten wird Israel als Schurkenstaat demonisiert, als 2002 ein Militaercoup fehlschlug, beschuldigte Chavez den Mossad hinter diesen "zionistischen Komplott" als ob er gerade die Lektuere der Protokole der Weisen von Zion fertig beendet haette. In seiner Weihnachtsansprache 2005 beschuldigte Chavez "eine Minderheit, ihr wisst schon, diejenigen, deren Vorfahren Jesus ans Kreuz genagelt haben" sich "den Reichtum der Welt unter sich aufteilen."
Chavez Antisemitismus hat ihn viel Ehre in der muslimischen Welt eingebracht, so wurde er 2006 waehrend seiner Visite in Lybien mit dem Gaddafi Preis fuer Menschenrechte (ja, das klingt wie ein Widerspruch an sich), aber auch viele Wirtschaftspartner.
Der letzte Konflikt in Gaza brachte nun einen Hoehepunkt in antijuedischer Rhetorik. Chavez sprach vom "israelischen Barbarentum", nannte die Aktionen in Gaza "Holocaust" und "Genozid". Venezuelas Juden (namentlich einige Rabbiner) wurden als Kindermoerder bezeichnet, da sie Israel nicht verurteilen.
Dies sind nicht verrueckte Demonstranten, die den Nahostkonflikt als Fussballspiel sehen, bei dem man sich fuer eine Seite entscheidet, nein, dies ist der Praesident eines Landes.
Es ueberrascht daher nicht, dass es zu einem Pogrom in Caracas kam. Am Montag besuchte ich eine Demonstration in Solidaritaet mit der juedischen Gemeinde in Venezuela, die nun in Angst lebst, da Daten ueber die Gemeindemitglieder gestohlen wurde.
Am 15. Februar ist ein Referendum darueber, ob Chavez Praesident auf Lebzeit sein kann, etwas, das der Diktator schon lange will. Das letzte Referendum verlor Chavez 2007, und Schuld gab er natuerlich den Juden.
Die Sorge der etwa 12.000 Juden, die noch im Lande leben waechst.

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