Freitag, 27. März 2009

Oxford


Ich war letzte Woche in Oxford auf einer Konferenz. Oxford ist vielleicht nicht die juedischste aller Staedte, aber im Angebot der verschiedenen Walking Tours durch die Stadt findet sich auch eine juedische Tour, die dem Besucher das mittelalterliche, juedische Viertel nahe bringt -- zugegeben, man muss viel Fantasie mitbringen, da nicht allzu viel zu sehen ist. (Ich spazierte zunaechst ohne Plan durch Oxford und kam, ohne es zu wissen, zum ehemaligen juedischen Friedhof -- heute der Botanische Garten -- und das juedische Viertel und den Ort, an dem die erste Synagoge stand -- heute die Strasse, wo sich das Museum of Modern Art befindet.)
Neben dem Hier-war-Mal und Hier-war-Mal gibt es jedoch, etwas ausserhalb der universitaeren (und touristischen) Altstadt einen Ort, der durch eine Plakete als juedischer Ort gekennzeichnet ist. Nein, hier handelt es sich nicht um eine Synagoge oder Friedhof, sondern der Ort, an dem ein Mitglied der juedischen Gemeinde auf den Scheiterhaufen endete, da er seinen Glauben nicht verleugnen wollte. Die Plakete, die sich an einem heruntergekommenen Portal eines ehemaligen Konvents unweit vom Hafen findet, wurde 1931 von der juedischen Gemeinde errichtet und ist relativ schwer zu finden. Ausgestattet mit einen alten Stadtplan irrte ich nahezu eine Stunde herum, bevor ich den Ort fand, der irgendwie anziehend und gleichzeitig unbeeindruckend auf mich wirkte.

Dienstag, 10. März 2009

Der bulgarische Purim


Der 10. Maerz ist ein Feiertag in Bulgarien. An diesem Tag wurde 1943 die Rettung der bulgarischen Juden beschlossen. Bulgarien, ein Verbuendeter der Nazis, wurde vom Deutschen Reich gezwungen, seine Juden zu deportieren. Dem bulgarischen Volk war bewusst, was eine solche Deportation bedeuten wuerde. Es kam zu einen zentraler Protest, Hunderttausende von Bulgaren setzten sich fuer ihre juedischen Freunde, Nachbarn, Mitbuerger ein. Der Patriarch von Plovdiv sagte sogar: "Wenn ihr die Juden deportieren wollt, dann nimmt mich ebenfalls mit." (Der bulgarische Koenig hingegen blieb passiv.)
Die bulgarischen Juden wurde nicht in Vernichtungslager geschickt, jedoch teilweise zu Zwangsarbeit gebracht, die man jedoch nicht mit dem Joch, das andernorts in Europa geschah, vergleichen kann.
Ein Teil des "Deals", der zur Rettung der bulgarischen Juden gehoerte, war jedoch die Deportation der makedonischen Juden, von denen 98% in der Schoah ermordet wurden. Als in Jad Waschem ein Gedenkstein fuer die Errettung der bulgarischen Juden aufgestellt wurde, in der auch der Koenig gelobt wurde, kam es zu einem Protest aus der damals jugoslawischen Republik Makedonien, so dass die Gedenksteine nach Bulgarien gebracht wurden.
Trotz guter Beziehungen kam es nach dem 2. Weltkrieg Massenauswanderung von bulgarischen Juden. Zionistische Gesinnung, nicht Antisemitismus brachte bulgarische Juden nach Israel.
Heutzutage leben lediglich ein paar Tausend Juden im Land, die aeltere Generation spricht noch Ladino, da Bulgariens Juden urspruenglich (nach 1492) aus Spanien kamen, und die aktivsten Gemeinden finden sich in der Hauptstadt Sofia und in Plovdiv.
Sofias Synagoge gehoert zu den beeindruckendsten in Europa und ist ein Symbol der Stadt, die sonst eher postsowjetisch-provinziell wirkt. Am 9. September 2009 wird die grosse (und heutzutage einzige) Synagoge von Sofia ihren 100. Geburtstag feiern, und die Renovierungsarbeiten haben schon begonnen, die alte Dame zu ihrer urspruenglichen Pracht zurueck zu bringen.
Angesichts der bedeutenden Geschichte des Landes hat Sofia dies auch verdient.

Montag, 9. März 2009

Hebrew Mamita

613 Zahlenspiele zum 35. Geburtstag

Am Freitag hatte ich Geburtstag, und dies war genau der Tag, an dem ich 613 Freunde in meiner Facebookliste hatte. Eine Zahlenkombination, die nur fuer einen Tag anhielt, als ich neue Freunde bestaetigte. Fuer kurze Zeit ueberlegte ich, ob ich von nun an diese Zahl beibehalten sollte, und Leute, die ich nur fluechtig kenne, jedoch als Freunde in meiner Liste akzeptierte, aus meiner Liste streiche, um so die mystische Zahl beizubehalten (eine Entscheidung ist noch nicht gefallen).
613 ist die Zahl der Ge- und Verbote im Judentum, und neben der Zahl 18 eine der Zahlen, die gerne im kabbalistischen Kontext benutzt werden.
Auch wenn es aus diversen Gruenden zunaechst nicht an meinen eigentlichen Geburtstag dazu kam, ueberraschte mich Lisa am Samstag mit neuen Perspektiven, in dem sie mir einen Hubschrauberflug ueber New York zum Geburtstag arrangierte. Wirklich genial.
Ich bin nun im 36. Lebensjahr angekommen (meinen 36. feiere ich also naechstes Jahr) und wer weiss, welche anderen Lebenserfahrungen noch auf mich warten. Man kann gespannt sein.

Freitag, 6. März 2009

Jewish Women's Archive online


Das Jewish Women's Archive hat diesen Monat eine neue Website ins Leben gerufen. Es handelt sich um die Onlineversion von "Jewish Women: A Comprehensive Historical
Encyclopedia", das vor ein paar Jahre von Paula Hyman (Yale) und Dalia Ofer (Hebrew University) herausgegeben wurde.

Die beeindruckende Enzyklopaedie ist nun kostenlos online einsehbar, mit ueber 1.700 Biographien von Hannah Arendt bis zur biblischen Ruth. Die Website lohnt sich nicht nur wegen den ueber 1.400 Fotos und 300 Essays, sondern auch deshalb, da es nie zuvor eine so interessante Studie zu Frauen im Judentum gegeben hat. Etwas, das es so in Buchform nie geben koennte.

Empfehlenswert.

Mittwoch, 4. März 2009

Kuba

Dieses Jahr ist in Kuba das Revolutionsjahr. Vor 50 Jahren uebernahmen Castro, Che und Genossen das Land. Wohin man auch schaut, die Revolution und der mittlerweile zurueckgetretene Maximo Lider ist allgegenwaertig.
Interessanterweise koennen Amerikaner trotz Embargo nach Kuba reisen, auch wenn das nicht ganz so einfach ist. Unter einer sogenannten religious license kann man Kuba besuchen und den dortigen Religionsgemeinschaften helfen. Direktfluege gibt es von Miami -- auch wenn das so gut wie niemand weiss. Und dann sind da natuerlich auch die Kubaner, die in Florida leben und ihre Verwandte besuchen wollen, was unter der Bush Regierung schwieriger und nun unter Obama wieder vereinfacht wurde.
Zwischen 800 und 1.200 Juden leben heute noch auf Kuba, viele in Mischehen, und es gibt in der Hauptstadt Havanna sogar drei aktive Synagogen.
Spenden aus den USA, Kanada und anderen lateinamerikanischen Laendern wie Panama und Mexiko unterstuetzen die kleine, jedoch sehr aktive Gemeinde auf Kuba. Ein interessanter Beitrag von mir hierzu kann auf der JCCenters Website gefunden werden samt Fotos.