Dienstag, 10. März 2009

Der bulgarische Purim


Der 10. Maerz ist ein Feiertag in Bulgarien. An diesem Tag wurde 1943 die Rettung der bulgarischen Juden beschlossen. Bulgarien, ein Verbuendeter der Nazis, wurde vom Deutschen Reich gezwungen, seine Juden zu deportieren. Dem bulgarischen Volk war bewusst, was eine solche Deportation bedeuten wuerde. Es kam zu einen zentraler Protest, Hunderttausende von Bulgaren setzten sich fuer ihre juedischen Freunde, Nachbarn, Mitbuerger ein. Der Patriarch von Plovdiv sagte sogar: "Wenn ihr die Juden deportieren wollt, dann nimmt mich ebenfalls mit." (Der bulgarische Koenig hingegen blieb passiv.)
Die bulgarischen Juden wurde nicht in Vernichtungslager geschickt, jedoch teilweise zu Zwangsarbeit gebracht, die man jedoch nicht mit dem Joch, das andernorts in Europa geschah, vergleichen kann.
Ein Teil des "Deals", der zur Rettung der bulgarischen Juden gehoerte, war jedoch die Deportation der makedonischen Juden, von denen 98% in der Schoah ermordet wurden. Als in Jad Waschem ein Gedenkstein fuer die Errettung der bulgarischen Juden aufgestellt wurde, in der auch der Koenig gelobt wurde, kam es zu einem Protest aus der damals jugoslawischen Republik Makedonien, so dass die Gedenksteine nach Bulgarien gebracht wurden.
Trotz guter Beziehungen kam es nach dem 2. Weltkrieg Massenauswanderung von bulgarischen Juden. Zionistische Gesinnung, nicht Antisemitismus brachte bulgarische Juden nach Israel.
Heutzutage leben lediglich ein paar Tausend Juden im Land, die aeltere Generation spricht noch Ladino, da Bulgariens Juden urspruenglich (nach 1492) aus Spanien kamen, und die aktivsten Gemeinden finden sich in der Hauptstadt Sofia und in Plovdiv.
Sofias Synagoge gehoert zu den beeindruckendsten in Europa und ist ein Symbol der Stadt, die sonst eher postsowjetisch-provinziell wirkt. Am 9. September 2009 wird die grosse (und heutzutage einzige) Synagoge von Sofia ihren 100. Geburtstag feiern, und die Renovierungsarbeiten haben schon begonnen, die alte Dame zu ihrer urspruenglichen Pracht zurueck zu bringen.
Angesichts der bedeutenden Geschichte des Landes hat Sofia dies auch verdient.

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