Donnerstag, 23. Juli 2009

In Memoriam: Jacobo Kovadloff


Gestern erfuhr ich per E-mail, dass mein guter Freund Jacobo Kovadloff gestorben ist. Traurigerweise bereits vor einem Monat, am 18. Juni, so dass ich weder zur Beerdigung noch zur Gedenkfeier kommen konnte.
Jacobo war einer der wunderbarsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Immer warm und herzlich, intelligent, offen, immer ein Schmunzeln oder Laecheln auf dem Lippen, politisch engagiert und immer besorgt, wenn irgendwo Unheil auf dieser Welt drohte.
Ich traf Jacobo eher zufaellig. Auf dem Annual Meeting des American Jewish Committee sah ich einen Mann mit dem Namensschild "Kovadloff", der Namen des Autors, eines meiner Lieblingsgedichte. "Sind Sie mit Santiago Kovadloff verwandt?" fragte ich ihn, und es stellte ich raus, dass Santiago sein Neffe war.
Jacobo und ich wurden Freunde. Alle paar Monate trafen wir uns zum Mittagessen, immer in einem von zwei Restaurants (entweder Japanisch oder Italienisch, obwohl letzteres sein Lieblingsrestaurant in Midtown war) und sprachen ueber das Leben, Menschen, Politik, eigentlich fast alles.
Mein Grossvater starb, als ich 16 Jahre alt war, und irgendwie bekam Jacobo, der ueber 80 war, mein Ersatzgrossvater, aber er war viel mehr als das, er war ein guter Freund.
Seitdem Leon auf der Welt ist, sah ich ihn nur zweimal. Ich bedauere das. Zum 15. Jahrestag des AMIA Attentats letzte Woche wollte ich ihn einladen, rief jedoch nicht an, da ich ein ungutes Gefuehl hatte. Anstatt ihn anzurufen, schrieb ich ihn eine E-Mail, die jedoch an mich zurueck kam. Ich wollte ihn diese Woche anrufen, um zu fragen, wie es ihm geht, doch dann bekam ich gestern die Nachricht.
Es gibt so viel mehr, dass ich ueber ihn schreiben koennte, aber momentan kann ich das nicht.
Wir vermissen Dich sehr, Jacobo!

Freitag, 17. Juli 2009

15. Jahrestag des AMIA Attentats


Gestern fand in der New Yorker Bnai Jeshurun Synagoge eine Gedenkveranstaltung fuer die Opfer der Attentate auf die israelische Botschaft und das juedischen Gemeindezentrum in Buenos Aires statt. Die Attentaeter, das ist lange bekannt, kamen aus dem Iran und befinden sich seitdem dort. Da Interpol ein "Red Card" ausgestellt hat, werden sie auch weltweit gesucht, d.h., falls sie jemals in einem anderen Land sein sollten, koennten sie verhaftet werden, doch das scheint eher unwahrscheinlich.
Bnai Jeshurun ist die angesagteste Synagoge, die jeden Kabbalat Schabbat ueber Tausend Leute hat (und die benachbarte Kirche anmietet, um die Massen zu bewaeltigen). Der Grund hierfuer die kreativen argentinischen Rabbiner der Gemeinde.
Da in Argentinien momentan die Schweinegrippe herrscht, herrscht auch Versammlungsverbot, so dass der Event in New York die weltweit groesste Gedenkveranstaltung fuer die Opfer war.
Neben Gaesten aus Argentinien sprach auch Abe Foxman von der ADL und junge Argentinier lasen die Namen der 85 Opfer des Terrorattentats bevor Rabbiner Matalon Kaddisch sagte. Eine wuerdige Gedenkveranstaltung.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Deutschland in acht Tagen


Auch wenn es mir so vorkommt, als sei das schon so lange her, so war ich doch erst vor ein paar Wochen in Deutschland. Sieben Staedte in weniger als einer Woche: Muenster, Dusseldorf, Essen, Duisburg, Koeln, Potsdam und Berlin. Der Grund fuer die Reise: 20 Jahre nach dem Mauernfall wollte sich eine Delegation des Joint ein genaueres Bild vom juedischen Leben in Deutschland machen.
Die hochrangige Delegation, die ich betreute, traf sich unter anderem mit Vertretern der amerikanischen Botschaft in Berlin (siehe Foto), aber die eigentlichen Hoehepunkte der Reise waren die stillen Momente mit ihren wunderbaren Details, sei es Kabbalat Schabbat in Muenster oder die offizielle Einweihung des Bambinim Zentrums in Berlin.
Meine ueberraschende Momente kamen jedoch erst nachdem die Delegation ins Baltikum weitergereist war und ich mich auf den Rueckweg nach New York machte.
Erst machte ich die Bekanntschaft mit einem Berliner Taxifahrer, mit dem ich mich ueber Architektur unterhalte. Die vielen Veraenderungen in Berlin gefallen ihn nicht. Er sehnt sich nach Jugendstil und nicht nach Wolkenkratzern, und will unbedingt mal Krakau besuchen, die Stadt, aus der sein Vater stammt. Seine Mutter, erzaehlt er, kommt aus dem Nahen Osten. Nach einigem Zoegern sagt er, dass sie in Tel Aviv geboren wurde. Ja, er spricht Hebraeisch, und ja, er ist juedisch. Erstaunt darueber, dass ich auch juedisch bin, kommen wir ins Gespraech. Solomon Brandes ist 40 Jahre, kein Mitglied der juedischen Gemeinde, fuehlt sich jedoch sehr juedisch (er zeigt mir stolz seine Kette mit seinem Davidstern).
Im Flugzeug sitzt ploetzlich links von mir Yehuda Teichtal, der Chabadrabbiner aus Berlin, der leider nicht zur Bambinim Eroeffnung kam, und wir unterhalten uns, die Frau, die in der Reihe vor ihm schlaeft, so stellt sich heraus, ist eine alte Freundin, die heute in LA lebt, jedoch in Berlin war, wo sie einen Preis fuer ein Radioprogramm entgegen nahm. Kleine Welt der Zufaelle. Warum wir alle im selben Flugzeug so nah bei einander sassen, kann keiner genau erklaeren. Coincidences are God's way to stay anonymous.