Mittwoch, 20. Mai 2009

Fotos aus Kolumbien


Anfang des Monats war ich in Kolumbien. Eine Reise nach Kolumbien ist immer auch eine Reise in eine Vergangenheit, die zwar nicht meine ist, jedoch eine Spurensuche, die mich zu meinen Wurzeln fuehrt. Kolumbien ist das Land, in dem meine Eltern geboren wurden, das Land, das meinen Grossvaetern vor, und meiner Grossmutter muetterlicherseits nach der Shoah zur neuen Heimat wurde. Kolumbien ist auch das Land, in dem ich mehr Verwandtschaft habe als in Europa oder in den USA, auch wenn ich diese kaum kenne. Erst zweimal war ich zuvor in Kolumbien. Das erste Mal, feierte ich meinen 21. Geburtstag dort, das zweite Mal ist schon ueber zehn Jahre her.
Der Grund meiner Reise war eine Konferenz in der Karibikstadt Cartagena, und ich beschloss, zwei Tage zuvor Bogota zu besuchen, wo ich auch drei der Cousins meiner Mutter traf (zwei davon hier im Bild, doch mehr zu dem Foto gleich).
Dass eine Reise nach Kolumbien auch immer eine Reise zu den eigenen Wurzeln ist, zeigte sich schon am Flughafen in Newark, als ich die Sonia traf, die mit Miguel, einen Cousin von meiner Mutter, verheiratet ist und den selben Flug nach Bogota hatte wie ich. Es kann gut 15 Jahre her sein, dass ich sie getroffen habe, aber mein fotografisches Gedaechtnis liess mich sie erkennen. (Fotografisches Gedaechtnis heisst, dass ich mich an die Fotos erinnere, die ich gemacht habe.)
Das Zusammentreffen war Zufall, oder vielleicht auch Schicksal (das haengt von der individuellen Perspektive ab), und mein Aufenthalt hatte weitere Zusammenkuenfte, die ebenfalls unerwartet waren. Ein Beispiel war, dass ein anderer Cousin, Leonardo (hier links im Bild), der eigentlich in Costa Rica lebt, ebenfalls fuer ein paar Tage in Bogota war (er kam einen Tag nach mir an) und wir uns daher treffen konnten. Zuvor war er in New York gewesen, wo wir uns leider verpassten.
Neben Leonardo findet sich hier Benno, sein juengerer Bruder, im Bild, dessen Sohn vor Jahren entfuehrt und trotz Loesegeldzahlung wohl von seinen Entfuehrern ermordet wurde. War Benno das letzte Mal als ich ihn sah ein energischer Typ gewesen, so war dieser Cousin meiner Mutter heute ein gebrochener Mann in einer Aura von Melancholie.
Das Foto, das Benno in seiner Hand haelt, zeigt die beiden als Kinder. Es stammt aus einer Schatztruhe. Zugegeben, es handelt sich nicht um eine Truhe, sondern um eine Tuete, und bei dem Schatz handelt es sich nicht um Gold, sondern um Fotos, einige davon aus den 30er Jahren, die im alten Haus des mittlerweile verstorbenen Bruders meine Grossmutter waren. Viele Bilder wurden von meiner Oma verschickt, die oftmals auf der Rueckseite der Bilder aufschrieb, wer auf dem Foto ist und wann es aufgenommen wurde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen