Mittwoch, 10. Dezember 2008

Quo vadis, aufbau?





Der Aufbau feiert seinen 75. Geburtstag. Auf der Website zur neuen Ausgabe heisst es: "Der aufbau ist vor 75 Jahren aus den Bedürfnissen von Menschen im Würgegriff einer historischen Katastrophe entstanden. Indem sie sich eine deutschsprachige Zeitung schufen, hielten die deutsch-jüdischen Flüchtlinge in New York an ihrer kulturellen Heimat in Zeiten der Heimatlosigkeit fest. Gleichzeitig verstand sich der aufbau ganz explizit als Instrument, das seinen Lesern bei der Beheimatung in den USA helfen sollte."


Die Jubilaeumsausgabe hat interessante Beitraege aus den letzten 75 Jahren, darunter einen Beitrag zur Staatsgruendung Israels, ein Nachruf fuer den Fotografen Robert Capa, ein Interview mit Fritz Stern, und Essays von Franz Werfel und Thomas Mann. Ein Blick zurueck in einer glorreiche Vergangenheit.


Als ich 2002 in New York war, traf ich mich auch mit Leuten vom Aufbau. Ich wurde dort interviewt, aber soweit ich weiss, erschien die Story nie. Es war ein uriges Buero, irgendwie sehr New York, mit ein paar jungen deutschen Journalisten, von denen keiner juedisch war, und ein paar jungen amerikanischen Journalisten, von denen keiner wirklich deutsch beherrschte. Oder zumindest war das damals mein Eindruck.


Ich bereue noch heute, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte, um Fotos vom Aufbau zu machen.


Zum 70. Geburtstag fand mein Name dann seinen Weg in den Aufbau. Ein amerikanischer Journalist, der damals mit einer Freundin von Lisa befreundet war, und mit dem wir Schlittschuhlaufen gingen, erzaehlte mir von seinem Aufenthalt in Berlin und ein paar Kommentare, die ich ihm am Eislaufring gab, fanden ihren Weg in seine Story, die in der Jubilaeumsausgabe des Aufbau erschien. Vielleicht nicht der professionellste Journalismus, aber das ist eine andere Geschichte. (Ich fand nur zufaellig heraus, das ich als "junger Jude aus Muenster" zitiert wurde.)


Die Jubilaeumsausgabe sollte die letzte Aufbau Ausgabe als Zeitung sein. Die Leserschaft war einfach nicht mehr da. Der Aufbau wurde verkauft und wurde Teil der Juedischen Medien AG in Basel. Aus der Wochenzeitung wurde ein Monatsmagazin.


Letzte Woche wurde bekannt, dass die Basler Mediengruppe, die bisher zusammen mit der Serenada Verlag AG zu gleichen Teilen Miteigentümerin der JM Jüdische Medien AG war, ihr Engagement beendet. Der Serenada Verlag von Susanne Braginsky, welcher in den vergangenen Jahren die Herausgabe der jüdischen Zeitschriften tachles, revue juive und aufbau inhaltlich und finanziell wesentlich gefördert hat, will sich nun auf die Herausgabe des Aufbau konzentrieren, der künftig im Serenada Verlag erscheinen soll.


Quo vadis, Aufbau? Zum 80. Jubilaeum werden wir das wohl wissen.

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